Von Annahme bis Ablehnung

Ein Faktor, der die Geschichte der türkischen Republik unterstreicht, ist die lange Tradition des Projekts der Verwestlichung, die 1959 in der Bewerbung der Türkei bei der EWG um assoziierte Mitgliedschaft gipfelte. Diese lange Tradition geriet jedoch in eine Sackgasse, als die wichtigsten politischen Akteure 1978 beschlossen, die Beziehungen der Türkei zur EWG einzufrieren. In diesem Buch sollen im Wesentlichen die Gründe erläutert werden, die den Beschluss zum Einfrieren der Beziehungen zur Gemeinschaft untermauern. Auf der Grundlage der Analyse der historischen Fakten, die die Interaktion zwischen Staat und Gesellschaft in den 1960er und 1970er Jahren widerspiegeln, und der Diskursanalyse der Reden der politischen Entscheidungsträger, wie sie in den Aufzeichnungen der türkischen Nationalversammlung sowie in den ersten Handbüchern der damaligen Führer zu finden sind, versucht dieses Buch aufzuzeigen, wie anti-westliche Gefühle, die in den späten 1970er Jahren sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf staatlicher Ebene verstärkt wurden, bei der Bildung ungünstiger politischer Entscheidungen gegen die EWG eine entscheidende Rolle spielten. Der Blick auf diese beiden kritischen Phasen ist entscheidend, um die Faktoren zu verstehen, die auch heute noch die immer wiederkehrenden krisenhaften Beziehungen zwischen der Türkei und der EWG/EU unterstreichen.