Sandstein

Die Menschen, von denen Susanne Neuffer erzählt, lassen sich gerne auf unvertrautes Terrain leiten. Sie dilettieren in Berufen, die sie nicht gelernt haben, experimentieren mit Beziehungen und kommen vom Weg ab. Dabei werden sie nicht unglücklich, sondern neigen zu abruptem Aufbruch, Abwendung oder Neubeginn. Nach zahlreichen Kurzgeschichten erscheinen nun die Novellen »Sandstein oder Der Reiter auf dem Holodeck« und »Flussbett oder Erzähl, damit meine Zeit vergeht«. Auch in der längeren Form bleibt Susanne Neuffer ihrer lakonischen Erzählweise und ihrem filmischen Blick auf Orte, Dinge und Figuren treu. Novelle #1: »Sandstein oder Der Reiter auf dem Holodeck« Konrad Schattenhofer, Sanitärfachmann, reist mit mehreren Aufträgen in die fränki­ sche Stadt F. Er soll die Toiletten des Stadt­ theaters sanieren, die eigene Familien­ geschichte und dazu gleich noch ein Stück Literatur­ und Zeitgeschichte des 20. Jahr­ hunderts aufarbeiten. Denn seine Frau Kari glaubt, dass es zwischen einer Lesung Jakob Wassermanns Ende der 1920er Jahre in F., Konrads Großvater Leopold und dessen Freundeskreis Zusammenhänge gibt, über die sie ihre Masterarbeit schreiben könnte. Begleitet von der Museumsmitarbeiterin Zenzi begibt er sich auf eine verwirrende Wanderung durch die Sandsteinstadt und wird dabei auf andere Weise fündig als von ihm erwartet. Und dann zieht Konrad eine überraschende Konsequenz für sein eigenes Leben. Novelle #2: »Flussbett oder Erzähl, damit meine Zeit vergeht« Wie lange können Geschichten einen Men­schen am Leben halten? Flavia erzählt dem schwerkranken Freund D. Erfundenes und Halbwahres aus ihrem Leben und dem ihrer Freundin Janna, einer Pastorin. D.s Kranken­zimmer wird zum Salon, in dem Geschichten beginnen und enden. Hier begegnen sich auch die Drogerieverkäuferin Flavia und der Ethnologe Robert. Sie bewegen sich unschlüssig, aber neugierig aufeinander zu und machen schließlich gemeinsam eine Rheinreise, während D. in seinem Krankenbett wie auf einem Totenschiff dem Ende entgegentreibt. Zum Erinnern und Feiern kommen die Freunde noch einmal zusammen, bis sich nach einer »Nacht der der Schwarzen Krüge« ihre Wege trennen. Eine Geschichte über Freundschaft und die Kraft des Erzählens an der Wende zum 21. Jahrhundert.