Romanische Wandmalerei im Vinschgau

Die Benediktinerabtei Marienberg oberhalb von Burgeis (Vinschgau) bewahrt ein einzigartiges Denkmal romanischer Kunst. Die Fresken in der Krypta aus der Zeit zwischen 1175 und 1180 wurden 1887 teilweise entdeckt, 1980 nach dem Abbruch barocker Grufteinbauten zur Gänze freigelegt. Die hervorragende Qualität und der überraschend gute Erhaltungszustand der Majestas Domini in der Apsis und der Engel am Gewölbe stellen die Ausmalung in die erste Reihe romanischer Wandbilder in Europa. Etwas später, im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts, wurde auch die Stiftskirche mit stark byzantinisch geprägten Malereien versehen, von denen sich nur geringe Fragmente erhalten haben. Von den bahnbrechenden Vorbildern in Marienberg ausgehend, haben Künstler innerhalb weniger Jahrzehnte zahlreiche Kirchen im Vinschgau neu ausgemalt und den Reichtum an romanischer Wandmalerei in dieser Kernlandschaft Tirols begründet. Die Fresken der Krypta und der Stiftskirche von Marienberg, von Sankt Jakob in Söles, Sankt Nikolaus in Burgeis, Sankt Veit am Tartscher Bühel, Sankt Leonhard in Nauders, Sankt Johann in Müstair, Sankt Nikolaus in Latsch, Sankt Johann in Taufers, Sankt Zeno in Naturns, Sankt Michael in Tarsch und Sankt Medardus bei Tarsch werden in Aufnahmen, die nach den jüngsten Restaurierungen angefertigt wurden, bis ins Detail dokumentiert. Der Text erörtert Ikonografie, Stil und Datierung der Fresken im weiteren kunsthistorischen Zusammenhang und möchte die Bilder dem interessierten Betrachter näherbringen.