Ebook Rechtfertigung der von den Gelehrten Misskannten

Man hat in dem Gesammtwissen unserer Kunst unzäh lige Mittel gegen die Angina. Ein Krankheitsfall hat es mir einmahl vor vielen Jahren deutlich gemacht, warum wir denn so gar mancherlei haben. Ich wurde einst zu einer ehrlichen Bürgerfrau gerufen, die an der Angina tonsillari litt, und zwar so heftig, dass wenn sie einen Löffel voll Flüssigkeit schlucken wollte, diese ihr zur Nase herauslief. Da ihr der Mund nicht geschlossen war, ich also den Hals besichtigen konnte, so urtheilte ich aus dem Ansehn der Mandeln, aus der Dauer der Entzündung und aus der gänzlichen Unmöglichkeit des Schluckens, dass sich ein Abszess gebildet, der bald durch gehen werde. Dieses nun der, nicht ohne Furcht vor Sterben, in grosser Noth schwebenden Frau auszulegen, würde lächer lich gewesen sein. _ich verschrieb [also gar ehrenfest ein Re zept, 'das bestand in Altheesalbe, mit der sie äusserlich den Hals schmieren musste. Am anderen Tage sah ich sie wieder; sie behauptete, die Salbe, welch ich ihr verschrieben, sei eine wahrhafte Wundersalbe. Nachdem sie sich ein einziges Mahl damit habe schmieren lassen, sei sie gleich eingeschlafen.